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Kernenergie – Energieform voller Mythen und Vorurteile

Kernenergie – Energieform voller Mythen und Vorurteile

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Aufgrund der Energiekrise, ausgelöst vor allem durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, und des Klimawandels sind Kernkraftwerke wieder in aller Munde. Weltweit werden wieder neue Kernkraftwerke gebaut oder geplant, einige Länder verlängern die Laufzeit ihrer bestehenden Anlagen. Auch in der Schweiz wird vor diesem Hintergrund vermehrt über das im Jahr 2017 beschlossene Verbot neuer Kernkraftwerke diskutiert.

Mit der Diskussion um Neubau, Laufzeitverlängerung und Atomausstieg kursieren wieder vermehrt Gerüchte, Mythen und Vorurteile gegenüber der Kernenergie, die eine sachliche Auseinandersetzung erschweren.
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Die Sicherheit der Kernkraftwerke wird von Kernenergie-Gegnern gerne in Frage gestellt. Es wird behauptet, die Kernkraftwerke seien zu alt und entsprächen nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards. Auch wird die Angst vor Radioaktivität an Beispielen der Unfälle in Tschernobyl und Fukushima geschürt.

Beginnen wir mit der Sicherheit in den Kernkraftwerken: Die Sicherheit in den Schweizer Kernkraftwerken ist das oberste Gebot. Im Schweizer Kernenergiegesetz ist festgeschrieben, dass die Sicherheit vor der Wirtschaftlichkeit steht. Es sind viel Engagement und permanente Investitionen notwendig, doch zahlt sich dies aus, denn die Schweizer Kernkraftwerke gehören zu den sichersten in Europa, wie etwa die EU-Stresstests von 2012 (nach dem Unfall in Fukushima) gezeigt haben.

Wer überprüft denn die Sicherheit? Das macht das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi). Zum Beispiel dürfen die Kernanlagen im Anschluss an die Jahreshauptrevision erst wieder ans Netz, wenn das Ensi die Betriebsfreigabe erteilt hat.

Und ja, Menschen können Fehler machen oder die Technik kann versagen, doch auch da ist die Sicherheit der Kernkraftwerke durch bauliche, technische und organisatorische Sicherheitsmassnahmen gewährleistet, die laufend an die Entwicklung der Technik angepasst werden.
Die Website «Our World in Data» hat eine Aufstellung der Todesraten durch Unfälle und Luftverschmutzung der einzelnen Energieformen gemacht. Dort werden die Todesfälle pro Terawattstunde Stromproduktion gemessen. Kohle und Öl sind damit die unsichersten Energiequellen, während Solar- und Windenergie zusammen mit der Kernenergie (es sind die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima mit eingerechnet) die sichersten Energieformen sind.

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Es stimmt, Kernkraftwerke sind über den gesamten Lebenszyklus gesehen nicht CO₂-neutral, jedoch ist das keine der vorhandenen Energiequellen. Die Energieträger Kohle, Öl und Gas stossen bei der Stromproduktion das meiste CO₂ aus, während Kernenergie den geringsten Ausstoss hat, gefolgt von Wind- und Solarenergie.

Auch laut dem Weltklimarat (IPCC) und der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) ist die Kernenergie zusammen mit Windenergie die klimafreundlichste Energiequelle.

Ein Kernkraftwerk stösst übrigens im Betrieb keine Treibhausgase aus. Die Emissionen kommen etwa zur Hälfte durch Bau, Abbau und Entsorgung zustande. Die zweite Hälfte der Emissionen entsteht durch die Gewinnung und Verarbeitung von Uran.

Um also einen sauberen Strommix in der Welt zu schaffen, müssen wir raus aus Kohle, Öl und Gas, die derzeit rund 60% des Stroms weltweit (und 80% der Energie) liefern, und hin zu einem Mix aus Kernenergie und Erneuerbaren!

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Das lässt sich nicht so pauschal sagen. Es gibt Negativ-Beispiele wie das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto-3, dessen Bau bereits 2005 begonnen, sich dann aber massiv verzögert hatte, sodass es erst im Mai 2023 den kommerziellen Betrieb aufnehmen konnte. Bei Baubeginn fehlten in Europa und daher auch in Finnland die Erfahrungen und teilweise das Wissen, wie ein nukleares Bauprojekt dieser Grössenordnung am effizientesten in Angriff genommen werden kann. In den Jahrzehnten zuvor waren keine neuen Anlagen mehr errichtet worden und mussten Lieferketten sowie Erfahrungen und Fachwissen zuerst wieder aufgebaut werden. Darüber hinaus führte das Reaktorunglück in Fukushima im Jahr 2011 zu Veränderungen und Verschärfungen der regulatorischen Anforderungen, was zu weiteren Verzögerungen führte. Auch die anderen aktuellen Beispiele in Europa in Flamanville (Frankreich) und Hinkley Point (Grossbritannien) sind kein Ruhmesblatt für die Branche.

Als absolut positives Beispiel, das das Vorurteil einer zu langen Bauzeit widerlegt, gilt in China die neue Kernkraftwerkseinheit Fangchenggang-3, die im Dezember 2022 nur sieben Jahre nach dem Baubeginn die Betriebsgenehmigung erhielt. Etwa ähnlich lange dauerten die Bauarbeiten für das erste Kernkraftwerk in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Barakah.
Die Grafik, die aus den Informationen der Reaktordatenbank PRIS der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) von 2016 zusammengestellt wurde, zeigt, dass von damals 441 Kernkraftwerkseinheiten 374 in zehn Jahren und weniger gebaut wurden. Im Durchschnitt dauert der Bau eines Kernkraftwerks – wenn es nach Plan läuft – 7,5 Jahre.

Die PRIS-Datenbank enthält Informationen zu den derzeit 442 in Betrieb befindlichen Reaktoren, inklusive des Datums des Baubeginns und des Netzanschlusses. So liess sich die durchschnittliche Bauzeit von 7,5 Jahren berechnen.

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Ein häufig genanntes Argument gegen Kernenergie ist das «Problem» der Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Richtig, es hat gesundheitliche Folgen, wenn man sich ungeschützt für längere Zeit in der Nähe von hochaktiven Abfällen aufhält. Jedoch kommt niemand direkt mit den radioaktiven Abfällen in Berührung. Die Brennelemente werden, nachdem sie ausgedient haben, erst in einem mit Wasser gefüllten Abklingbecken innerhalb der Kernkraftwerke gelagert und gekühlt, so dass Strahlungsaktivität und Temperatur bis zum Abtransport in ein Zwischenlager erheblich vermindert werden.

Für den Transport werden die Brennelemente in einen Transport- und Lagerbehälter verpackt, beispielsweise einen Castor. Der gesamte radioaktive Abfall aus 60 Jahren Kernenergie in der Schweiz beträgt etwa 80’000 Kubikmeter und würde nicht mal die alte Bahnhofshalle am Zürcher Hauptbahnhof ganz füllen. Oder: Der radioaktive Abfall, der pro Person im Laufe seines Lebens anfällt, würde ungefähr in eine Getränkedose passen.

Die radioaktiven Abfälle können natürlich nicht ewig im Zwischenlager bleiben. In der Schweiz gibt es zudem das Kernenergiegesetz, das ein geologisches Tiefenlager vorsieht, um die radioaktiven Abfälle für lange Zeit sicher vom Lebensraum der Menschen fernzuhalten, bis sie zur Unschädlichkeit zerfallen sind. Deshalb hat die Nagra den Auftrag bekommen, ein Tiefenlager zu planen und zu realisieren, und hat als geeigneten Standort Nördlich Lägern vorgeschlagen.

Doch wie funktioniert das? Einfach ein Loch in die Erde bohren und die Castorbehälter dort vergraben? Nein, natürlich nicht. Das Tiefenlager wird über ein durchdachtes System aus mehrfachen Sicherheitsbarrieren bestehen, die dafür sorgen, dass die Abfälle in mehreren hundert Metern Tiefe in einer dichten und stabilen Schicht eingeschlossen werden. In der Schweiz ist die wichtigste Barriere das Tongestein Opalinuston. Es ist äusserst geringdurchlässig, hält Wasser fern und radioaktive Stoffe zurück. Um den Opalinuston herum befinden sich weitere tonhaltige und geringdurchlässige Gesteinsschichten. Wird ein Tiefenlager nach dem Einlagern aller Abfälle dauerhaft verschlossen und versiegelt, ist es passiv sicher und braucht werden eine Überwachung noch menschlichen Unterhalt.

Auch andere Länder sind auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein geologisches Tiefenlager. Finnland möchte 2025 das weltweit erste geologische Tiefenlager «Onkalo» für ausgediente Brennelemente in Betrieb nehmen. Im Nachbarstaat Schweden hat die Regierung den Bau des ersten Tiefenlagers für abgebrannte Kernbrennstoffe in Forsmark und einer Verpackungsanlage in Oskarshamn genehmigt.

Es gibt also doch eine Lösung zur sicheren Entsorgung sowohl schwach- und mittelaktiver als auch hochaktiver Abfälle, nämlich geologische Tiefenlager – sie werden auch Endlager genannt. Viele Länder, wie auch die Schweiz, arbeiten an der Umsetzung dieser Lösung. Für schwach- und mittelaktive Abfälle stehen schon seit Jahrzehnten Endlager erfolgreich in Betrieb.

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Die Kosten für die Stilllegung eines Kernkraftwerks und die Entsorgung der daraus entstehenden radioaktiven Abfälle tragen nicht die Allgemeinheit, sondern die Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke bzw. indirekt die Stromkunden. Pro Kilowattstunde Atomstrom wird dem Konsumenten rund ein Rappen für Stilllegung und Entsorgung verrechnet. Sie sind nach dem Kernenergiegesetz verpflichtet, ihre Anlagen nach der endgültigen Ausserbetriebnahme zurückzubauen, alle radioaktiven Abfälle sicher in geologischen Tiefenlagern zu entsorgen und sämtliche damit verbundene Kosten zu tragen.

Bereits während des Betriebs der Kernkraftwerke zahlen die Betreiber in die beiden Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (Stenfo) ein. Beim Schätzen der Kosten für den Rückbau orientiert man sich auch an den Erfahrungswerten in Deutschland. Unter der Aufsicht des Bundes werden die geschätzten Kosten alle fünf Jahre im Rahmen von Kostenstudien nach dem aktuellen Stand des Wissens in der Schweiz neu ermittelt. Darauf basierend werden dann die von den Kernkraftwerksbetreibern jährlich zu entrichtenden Beiträge für die Fonds angepasst.
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Ein weiteres sehr beliebtes Argument gegen Kernenergie sind die Kosten, die angeblich viel zu hoch seien. Man muss jedoch bei der Wirtschaftlichkeit von neuen Kernkraftwerken die Stromgestehungskosten (Levelized Costs of Electricity – LCOE) beachten. Darin sind auch die Kosten für die Stilllegung der Kernkraftwerke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle enthalten.
Es gibt verschiedene Quellen und Berechnungen für die Gestehungskosten. Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) berechnet zwischen 4-7 Rp/kWh für die Stromproduktion der Schweizer Kernkraftwerke. Somit seien sie eine der günstigsten Technologien.
Das Paul-Scherrer-Institut (PSI) hat im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE) in der Studie «Potenziale, Kosten und Umweltauswirkungen von Stromproduktionsanlagen» die aktuellen und erwarteten Stromgestehungskosten verschiedener Energiequellen zusammengestellt. Darin beinhaltet sind auch Neubauten.

Auch international werden ähnliche Stromgestehungskosten errechnet. Die Internationale Energieagentur (IEA) kommt sogar zu leicht tieferen Werten als der VSE und das PSI. Sie macht allerdings keine expliziten Angaben für Neubauten in der Schweiz.

Im Gegensatz dazu steht die jährlich aktualisierte Studie des amerikanischen Finanzunternehmens Lazard. Dort sind die Stromgestehungskosten verglichen mit anderen Studien mit 13 und 20 Rp/kWh sehr hoch beziffert. Hier werden jedoch nur die USA sowie die Laufzeit von Kernkraftwerken von nur 40 statt 60 Jahren berücksichtigt. Dadurch werden die Kosten auf 150% erhöht.

Bei einem Stromversorgungssystem sind die Stromgestehungskosten nur ein – wenn auch wichtiger – Teilaspekt. Für einen fairen Vergleich aller Stromerzeugungsarten braucht es eine viel umfassendere Rechnung, die alle Kosten der Stromversorgung umfasst. Eine solche Vollkostenrechnung berücksichtigt neben dem Produktionsaufwand im Kraftwerk auch die sogenannten Systemkosten und die externen Kosten. In unserem Multimedia-Dossier «Wirtschaftlichkeit der Kernenergie» zeigen wir daher mit den Levelized Full System Costs of Electricity (LFSCOE) eine Berechnungsmethode, die dem Rechnung trägt. Berücksichtigt man die Vollkosten der Stromproduktion, wird nochmals deutlicher, dass die klimafreundliche Kernenergie mit ihrem geringen Ressourcenverbrauch im Vorteil ist: Die heute in der Schweiz in Betrieb stehenden Kernkraftwerke bieten eine bewährte, effiziente und kostengünstige Stromversorgung.
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Einer der bekanntesten Mythen ist, dass Kernkraftwerke den Bau von Atombomben fördern. Die Angst vor Atombomben besteht seit den Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 im Zuge des Zweiten Weltkrieges. Doch dass kommerzielle Kernkraftwerke eingesetzt wurden, um waffenfähiges Plutonium (Pu-239) zu erbrüten, ist in der Geschichte der Menschheit noch nie vorgekommen. Wirft man einen Blick auf die Länder, die Atombomben besitzen, so z.B. Israel und Nordkorea, sieht man, dass in den Ländern keine kommerziellen Kernkraftwerke stehen.

In den bei uns typischen Leichtwasserreaktoren ist die Herstellung von Pu-239 gar nicht möglich. Es ist zwar richtig, dass auch in diesen Reaktoren Pu-239 entsteht, es ist aber zu stark mit Pu-240 verunreinigt. Waffenfähiges Plutonium muss jedoch isotopenreines Pu-239 sein (ab einem Gehalt von 92%), um eine kritische Masse zu erreichen. Diesen Gehalt zu erreichen, ist in den bei uns üblichen Kernkraftwerken nicht möglich.

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Das ist richtig, Uran ist ein in der Natur sehr häufig vorkommendes Metall, aber trotzdem eine endliche Ressource. Allerdings kommt Uran nicht nur in der Erdkruste vor, sondern auch in riesigen Mengen in den Ozeanen.

In einer Tonne Gestein sind im globalen Schnitt 2 bis 4 Gramm Uran enthalten. Damit kommt Uran genauso häufig vor, wie beispielsweise Zinn, aber viel häufiger als Silber und Gold. Genauso wie viele andere Metalle ist Uran nicht in reiner Form in Gesteinen enthalten, sondern als Uranerz in Verbindung mit anderen Elementen.

Uran kommt in zahlreichen Ländern vor. Die derzeit grössten Förderländer sind Kasachstan, Kanada und Australien. Weitere Länder wie Niger, Namibia, Russland, Usbekistan, China und die USA bauen Uran in grösseren Mengen ab.

Uran hat eine grosse Energiedichte. Ein Kernkraftwerk wie Gösgen benötigt lediglich rund 20 Tonnen (1 Kubikmeter) angereichertes Uran, um rund 8,5 Mrd. Kilowattstunden Strom zu produzieren. Um 20 Tonnen angereichertes Uran zu erzeugen, wird etwa die zehnfache Menge Natururan gebraucht.
Wenn man die Energiedichte und -menge von Uran mit anderen Rohstoffen zur Erzeugung von 1 Mrd. Kilowattstunden Strom (1 TWh Strom) vergleicht, braucht es:
  • 24 Tonnen Natururan (Durchschnitt der Schweizer Kernkraftwerke)
  • 135'000 Tonnen Erdgas (Kombikraftwerk)
  • 210'000 Tonnen Erdgas (Open Cycle)
  • 400'000 Tonnen Steinkohle (Referenzanlage Voerde, DE).
Im Vergleich lässt sich also aus Uran viel mehr Strom gewinnen als aus anderen Energieträgern. Es genügen drei bis vier Uranpellets, um eine vierköpfige Familie ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

Es gibt keine vollständig gesicherten Angaben über die Gesamtmenge der abbauwürdigen Uranvorkommen auf dem Festland, viele geologisch interessante Gebiete wurden noch nicht erkundet. Ausserdem ändert sich je nach Marktpreis und Technologieentwicklung die Einschätzung, was als «abbauwürdig» eingeschätzt wird. Nichtsdestotrotz gibt es von der Kernenergieagentur NEA der OECD und der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) Zahlen zu hinreichend gesicherten und vermuteten Uranreserven.

Bei einem Preis von 130 Dollar pro Kilogramm Uran reicht das konventionelle Uranvorkommen mit Reserven für 60 Jahre, bei einem Preis von bis zu 260 Dollar pro Kilogramm Uran würden sich auch Vorkommen erschliessen lassen, die im Abbau aufwändiger sind. Dann sollten die bekannten Uranreserven bei heutigem Verbrauch für die nächsten 135 Jahre reichen. Dazu kommen die noch vermuteten unentdeckten Uranreserven, die für weitere mindestens 100 Jahre reichen würden.

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Die Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke steht an erster Stelle. Das Kernenergiegesetz verlangt sogar, dass die Sicherheit über der Wirtschaftlichkeit steht. In jährlichen Revisionen werden Modernisierungen durchgeführt, die die Kernkraftwerke immer sicherer werden lassen. Bevor ein Kernkraftwerk nach der Revision wieder ans Netz angeschlossen wird, überprüft das Ensi, ob alles den Sicherheitsanforderungen entspricht. Diese Anforderungen wurden und werden durch technische Entwicklungen immer strenger. Das Ensi hat die Möglichkeit, die vorzeitige Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke bei Zweifeln an der Sicherheit zu verfügen.

Der Sicherheitsvorrang und die im Kernenergiegesetz festgehaltene Nachrüstpflicht haben dazu geführt, dass das Sicherheitsniveau der Schweizer Kernkraftwerke im europäischen und internationalen Massstab überdurchschnittlich ist. Durch die permanenten Nachrüstungen sind die Kernkraftwerke heute sicherer denn je. So wurden Sicherheitssysteme, die beispielsweise in Fukushima für die Beherrschung des Unfalls entscheidend fehlten, in der Schweiz bereits in den 1990er-Jahren nachgerüstet. Eine Anlage, wie jene in Fukushima wäre in der Schweiz längst stillgelegt worden, da sie nach Inbetriebnahme kaum nachgerüstet wurde.

Natürlich passieren Menschen Fehler oder die Technik kann versagen, doch auch für solche Fälle ist die Sicherheit einer Kernanlage gewährleistet. Dazu kombinieren Kernkraftwerke bauliche, technische und organisatorische Sicherheitsmassnahmen, die laufend der Entwicklung der Technik angepasst werden. In der Schweiz pflegen die Kernkraftwerke eine offene Fehlerkultur und einen intensiven Erfahrungsaustausch und die Kerntechniker lernen weltweit aus Störfällen und Fehlern. Und das mit Erfolg, denn die EU-Stresstests von 2012 haben gezeigt: Die Schweizer Kernkraftwerke gehören zu den sichersten in Europa.
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Das ist richtig, doch das Ziel von Small Modular Reactors (SMRs) ist es auch nicht, Grosskraftwerk zu ersetzen. Es ist viel mehr geplant, sie punktuell einzusetzen.

Die Vorteile von SMRs sind vielfältig:
  • In der Regel erfüllen sie höchste Sicherheitsstandards, sodass bei Störfällen kein aktiver Eingriff von Pumpen und Ventilen nötig ist und die Sicherheit der Anlage auch ohne Energiezufuhr oder Eingriffe der Bedienungsmannschaft gewährleistet bleibt.
  • Sie benötigen wenig Wartung und können ohne Nachladung für mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte Wärme und Strom liefern.
  • Aufgrund ihrer geringen Grösse könnten sie sowohl unterirdisch oder in unmittelbarer Nähe von Verbrauchern gebaut werden. Neben Siedlungen oder Grossindustrien sind sie auch für Regionen mit wenig ausgebautem Stromnetz, als Energiequelle für Anlagen zur Entsalzung von Meerwasser oder zur Stromversorgung von Inseln geeignet.
  • SMRs erfordern einen vergleichsweise kleinen Kapitaleinsatz, was die Finanzierung erleichtert und Flexibilität gibt.
  • SMRs können in Serienfertigung in einer Fabrik montiert, danach per Lastwagen an den Einsatzort transportiert und nach Ende der Betriebszeit wieder zurückgebracht werden.

Ziel ist also, SMRs dort zu bauen, wo sie gebraucht werden und nicht damit Grosskraftwerke zu ersetzen.

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Für den Klimaschutz und den voraussichtlich wachsenden Energiebedarf sind nicht-fossile, klimafreundliche Energietechnologien wie Kernenergie und erneuerbare Energien nötiger denn je.

Forschungsergebnisse des Paul Scherrer Instituts (PSI) zeigen, dass Wasserkraft, Kern- und Windenergie in der Schweiz die geringsten Mengen an Treibhausgasen pro Kilowattstunde erzeugen. Die Wissenschaftler betrachten bei ihren Untersuchungen den gesamten Weg, im Fall von Kernenergie von der Uranmine über den Rückbau der Kernkraftwerke bis zum Bau des Tiefenlagers für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle. Diese ganzheitlichen Berechnungen (Lebenszyklusanalysen) zeigen, dass Kernenergie mit 10 bis 20 g CO₂-Äquivalente pro Kilowattstunde sehr klimafreundlich ist.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE), die die Kernenergie über den gesamten Lebenszyklus als Energiequelle mit dem geringen CO₂-Ausstoss einstuft.

Eine Lebenszyklusanalyse der Energieversorgerin Electricité de France (EDF) hat ergeben, dass ein Kernkraftwerk in Frankreich pro produzierter Kilowattstunde Nuklearstrom weniger als 4 g CO₂-Äquivalente verursacht.

Die Schweiz verfügt im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern dank Wasserkraft und Kernenergie über einen sehr klimafreundlichen Strommix und die Kernkraft trägt stark zum Klimaschutz bei.
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Die Kernenergie hat die herausragende Qualität, dass sie unabhängig von Tageszeit, Jahreszeit und Wetter verlässlich Strom liefern kann. Sowohl unsere Wirtschaft als auch wir alle zu Hause und auf dem Arbeitsweg, sind auf ständig verfügbaren Strom angewiesen. Fallen die Schweizer Kernkraftwerke weg, drohen gravierende Konsequenzen. Denn das Ausbaupotenzial der Wasserkraft ist in der Schweiz praktisch ausgeschöpft und der nur zeitweise anfallende Sonnen- und Windstrom kann den Atomstrom nicht verlässlich ersetzen. Bleiben Erdgas, Kohle oder Öl, die quasi als Ersatz für die Photovoltaik und Wind immer dann einspringen müssen, wenn die Sonne nicht scheint (z.B. in der Nacht oder bei Nebel) oder der Wind nicht weht. Die Stromproduktion aus solchen fossilen Quellen ist sehr CO₂-intensiv und kommt deswegen nicht in Frage, wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen.

So lange es keine genügend grossen Speichermöglichkeiten für Strom oder andere Alternativen gibt, wird es nicht möglich sein, die Schweiz zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Mit Kernenergie im Strommix, die die notwendige Bandenergie liefert, ist eine 100% klimafreundliche Stromerzeugung aber schon jetzt möglich.


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Es gibt etliche weitere Vorurteile und Mythen zu Kernenergie und Kernkraftwerke, über die aufgeklärt werden muss. Fakt ist, dass man sich auf verschiedenen offiziellen Seiten oder auch vor Ort in den Besucherzentren der Kernkraftwerke informieren und sich ein umfassendes Bild machen sollte, bevor man jedem Mythos Glauben schenkt.
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