Einleitung
Entdeckungsreise Strahlung
Entdeckungsreise Strahlung
Radioaktivität ist immer und überall vorhanden, wo auch immer wir uns aufhalten.
Wir alle profitieren von der Nutzung von Radioaktivität und radioaktiven Stoffen in den verschiedensten Anwendungen. Dies, nicht nur zur Stromerzeugung, sondern auch in Medizin, Industrie und Forschung. Vor einer zu hohen Strahlenbelastung müssen wir uns schützen.
(Foto: Xavier von Erlach via Unsplash)
Was ist Radioaktivität?
Die Physikerin und Chemikerin Marie Skłodowska Curie (mehr zum Leben der bedeutenden Wissenschaftlerin [Link]) ist die erste Person, die den Nobelpreis zweimal erhalten hat. Sie hat vor allem radioaktive Substanzen erforscht und mit ihrem Ehemann Pierre Curie die Elemente Polonium und Radium entdeckt.
(Foto: gemeinfrei / Generalstabens Litografiska Anstalt Stockholm)
Unser Podcast NucTalk
Unser Podcast NucTalk
NucTalk-Podcast zum Thema Radioaktivität
Sie hören gerade im Hintergrund einen Ausschnitt aus dem Podcast.
(Foto: Nuklearforum Schweiz)
Durchschnittliche jährliche Strahlendosis
Strahlendosis in der Schweiz
Strahlendosis in der Schweiz
Jährliche Strahlenbelastung des Menschen in der Schweiz
Strahlenquellen, können von aussen und von innen auf unseren Körper wirken. Was das für Quellen sind und zu welcher Strahlenbelastung diese führen, zeigt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinem Jahresbericht Umweltradioaktivität [Link] auf.
(Foto: Margouillat via Dreamstime)
Radioaktive Stoffe in der Nahrung
Radioaktive Stoffe in der Nahrung
Fachinformationen zu «Natürliche Radionuklide im menschlichen Körper» finden Sie hier (PDF [Link], Strahlenschutzpraxis 2017, Heft 2)
(Foto: Igor Mojzes via Dreamstime)
Einfluss von Geologie und Höhenlage
Lokal gibt es grosse Unterschiede, wie die Grafik auf der nachfolgenden Seite zeigt: Je nach Geologie ist in den Alpen die terrestrische Strahlung höher als im Mittelland. Dazu kommt noch die Höhenlage: Je höher wir wohnen, desto weniger schwächt die Atmosphäre die kosmische Strahlung ab. In den Bergen kann die Belastung mehr als doppelt so stark sein, wie im Flachland. Im Flugzeug ist die kosmische Strahlung in 10’000 Metern Höhe rund hundertmal stärker als am Boden.
(Foto: em&theo via Unsplash)
Strahlenbelastung durch Rauchen
(Foto: Piksel via Dreamstime)
Grösste Quelle der Belastung in der Schweiz Hohe Dosen von natürlichem Radongas
Grösste Quelle der Belastung in der Schweiz Hohe Dosen von natürlichem Radongas
Radon und seine Zerfallsprodukte können durch kleinste Ritzen, Fugen, Risse und Spalten in unsere Häuser eindringen, sich dort bei schlechter Lüftung anreichern und über die Atmung in unsere Lunge gelangen.
Lokal gibt es sehr grosse Schwankungen beim Radongas: Die höchsten Belastungen gibt es in den Alpen und im Jura, vereinzelt aber auch im Mittelland. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) verursacht Radon in der Schweiz jährlich 200 bis 300 Todesfälle und ist nach dem Rauchen die wichtigste Ursache für Lungenkrebs. Hohe Werte werden auch in einsetzendem Regen gemessen, wenn das natürliche radioaktive Radon und seine Zerfallsprodukte aus der Luft ausgewaschen werden.
Eine interaktive Radonkarte des Bundes finden Sie hier [Link]. Zum Schutz der Schweizer Bevölkerung vor Radon gibt es einen Aktionsplan Radon 2021–2030 des Bundes [Link].
(Foto: Francesco Scatena via Dreamstime)
Erhebliche Dosen aus der Medizin
Der grösste Teil der Dosis aus der Medizin resultiert aus bildgebenden Verfahren, bei denen Spitäler und Röntgeninstitute ionisierende Strahlung einsetzen, um ein Bild aus unserem Körperinnern zu erhalten. Eine einzige computertomographische Untersuchung (CT) kann bei uns in Sekunden zu einer Dosis von bis zu 10 Millisievert (mSv, siehe unten) führen – die Hälfte des Grenzwerts für beruflich strahlenexponiertes Personal in einem Jahr.
Wie beim Radon ist die Belastung durch medizinische Anwendungen ungleichmässig verteilt: Einige wenige von uns erhalten grosse Dosen, während viele andere gar nicht belastet werden.
(Foto: Wavebreakmedia via Dreamstime)
Kernkraftwerke: kaum Emissionen
Kernkraftwerke: kaum Emissionen
Künstliche Strahlungsquellen
Auch die Spuren aus den Atombombentests des 20. Jahrhunderts und des Reaktorunfalls von Tschernobyl sind nur noch sehr gering. Insgesamt machen oben erwähnte, künstliche Strahlungsquellen inklusive Abgaben durch Spitäler und Altlasten durch Radium aus der Uhrenindustrie weniger als 0,1 mSv pro Jahr aus.
Exkurs: sichere und klimafreundliche Kernenergie
Wussten Sie, dass die Kernenergie – zusammen mit der Fotovoltaik und der Windenergie – zu einer der sichersten und saubersten Energiequellen gehört? Dies, trotz sehr wenigen Unfällen, z. B. wie jenem in Tschernobyl.
Die Kernkraftwerke der Schweiz liefern klimafreundlich und zuverlässig Bandenergie (Strom) und zum Teil auch Wärme. Wie die erneuerbaren Energien verhindert auch die Kernkraft, dass grosse Menge an schädlichen Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre gelangen – im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk. So werden Menschenleben vor den Folgen der Luftverschmutzung und Klimaerwärmung geschützt [Link]. Unser Artikel deckt Mythen und Vorurteile rund um die Kernenergie auf und liefert belastbare Zahlen [Link].
(Grosses Foto: Robert Buchel via Dreamstime, kleines Foto: Patrick Federi via Unsplash)
Anwendungen, Zwischenlagerung und Radioaktivität weltweit
Anwendungen zur Radioaktivität
In der Medizin werden radioaktive Stoffe beispielsweise als Arzneimittel zur Tumorbekämpfung angewendet oder nutzt man ionisierende Strahlen, um mit der diagnostischen Bildgebung Bilder aus unserem Körperinneren zu erhalten. Schweissnahtprüfungen, Füllstands- und Dichtemessungen, Analyseverfahren, Aufspüren von Sprengstoffen und Abtöten von Bakterien in Lebensmitteln sind Beispiele für industrielle Anwendungen radioaktiver Stoffe.
Solche radioaktiven Stoffe für medizinische und industrielle Anwendungen können unter anderem mit Teilchenbeschleunigern hergestellt werden. Diese Anlagen stehen in Forschungseinrichtungen wie dem Paul Scherer Institut in Villigen oder dem Europäischen Zentrum für Elementarteilchenphysik (CERN) in der Nähe von Genf.
Bei der Stromproduktion in Kernkraftwerken und Anwendungen radioaktiver Stoffe in Medizin, Industrie sowie Forschung fallen auch radioaktive Abfälle an, die länger strahlen. Sie werden in Zwischenlagern wie dem Zwilag in Würenlingen aufbewahrt und dereinst in einem geologischen Tiefenlager (Artikel zur geologischen Tiefenlagerung [Link]) entsorgt.
(Foto: CERN)
Radioaktivität und Strahlendosen weltweit ... im Vergleich zur Schweiz
Radioaktivität und Strahlendosen weltweit ... im Vergleich zur Schweiz
In Indien (Bundestaat Kerala, 10 – 40 mSv pro Jahr), Brasilien (Badeort Guarapari, siehe grosses Bild, 10 – 50 mSv pro Jahr) und im Iran (Kurort Ramsar, siehe kleines Bild, 20 – 450 mSv pro Jahr) ist die mittlere jährliche Strahlendosis aufgrund uran- und thoriumhaltiger Gesteine im Untergrund deutlich höher als bei uns in der Schweiz. Trotzdem können dort keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen festgestellt werden.
In Japan wurden nach dem Reaktorunfall von Fukushima-Daiichi Städte und Dörfer bereits ab einem Wert von 20 mSv pro Jahr evakuiert.
(Foto: Foto feita por drone na Praia da Bacutia, em Guarapari, Espírito Santo / Cleferson Comarela via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)
Strahlenarten und Schutz vor zu hohen Strahlendosen
Auswirkungen von zu hohen Strahlendosen
Schäden werden durch effiziente Reparaturmechanismen bekämpft:
Unsere Zellen verfügen über sehr effiziente Reparaturmechanismen. Bei schweren Schäden stirbt die Zelle und wird durch eine neue ersetzt. Ist der Schaden weniger gross, wird er repariert. Reparaturen sind aber nicht immer fehlerfrei und hohe Strahlendosen in kurzer Zeit überfordern den Reparaturmechanismus. Die Zellen von Kleinkindern teilen sich oft und sind besonders empfindlich.
Gesundheitsrisiken aufgrund von Strahlung sind situationsabhängig:
- Sehr hohe Dosen in kurzer Zeit («Schockdosen»): Bei Dosen ab rund 1000 mSv treten akute Strahlenschäden auf, bei etwa 4000 mSv stirbt die Hälfte der betroffenen Menschen innerhalb von Tagen oder Wochen. Bei der Bestrahlung von Krebstumoren hingegen werden Krebszellen gezielt mit sehr hohen Strahlendosen abgetötet. Wenn eine hohe Dosis über viele Jahre verteilt anfällt, können die Schäden in den Zellen laufend repariert werden.
- Strahlendosen mit steigendem Krebsrisiko: Bei Schockdosen ab etwa 100 mSv steigt nachweisbar das Risiko von Krebserkrankungen. Bei solchen Dosen können sich fehlerhafte Reparaturen mit der Zeit anhäufen, wodurch das Risiko einer Erkrankung oder von Schäden am Erbgut steigt. Erfolgt die Bestrahlung jedoch über längere Zeit, steigt das nachweisbare Krebsrisiko erst ab etwa 200 mSv an.
- Kleine Strahlendosen unter 100 mSv: Bei geringen Strahlendosen ist das effektive Gesundheitsrisiko unklar, da sich Reparaturmechanismen, andere Krebsursachen und die individuelle Strahlenempfindlichkeit überlagern. Ein allfälliges strahlenbedingt erhöhtes Risiko kann nicht erkannt werden, da es in den statistischen Schwankungen der «normalen» Krebserkrankungen verschwindet. Auch eine Zunahme von Erbschäden ist bei kleinen Strahlendosen noch nie nachgewiesen worden.
(Foto: Photographerlondon via Dreamstime)
Vorsorgeprinzip beim Strahlenschutz
Vorsorgeprinzip beim Strahlenschutz
Entsprechend streng sind die gesetzlichen Grenzwerte: Würde man vergleichbare Krebsrisiken auf die UV-Strahlung übertragen, wären nur noch knapp zwei Stunden Sonnenbaden pro Jahr tolerierbar.
Mehr Informationen zu den Grenzwerten in der Schweiz und zur Belastung bei niedrigen Dosen erhalten Sie in unserem Bulletin-Beitrag [Link].
(Foto: Maël Balland via Pexels)
Drei Arten von Strahlung
Alpha- und Beta-Strahlung entsteht bei der spontanen Umwandlung eines instabilen Kerns in einen anderen Kern. Gamma-Strahlung entsteht nach einem Alpha- oder Betazerfall, wenn der Atomkern überschüssige Energie in Form von durchdringendem Licht (elektromagnetische Strahlung) abstrahlt.
Es gibt keinen Unterschied bei der Strahlung aus natürlichen und künstlichen Quellen. Beide wirken gleich auf den Körper. Die Messgrösse für die Radioaktivität ist das Becquerel (Bq): 1 Bq steht für einen Kernzerfall pro Sekunde. Die Radioaktivität in Lebensmitteln wird in der Regel in Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) oder Becquerel pro Liter (Bq/l) angegeben.
Alpha-(α)-Strahlung
Alpha-(α)-Strahlung
Gelangen jedoch Atomkerne, die Alphateilchen aussenden, über die Atmung oder die Nahrung ins Innere des Körpers, können die Alphateilchen Veränderungen in den getroffenen Zellen bewirken.
(Foto: Photoeuphoria via Dreamstime)
Beta-(β)-Strahlung
Beta-(β)-Strahlung
Gelangen Atomkerne, die Betateilchen aussenden, in den Körper, können auch sie Veränderungen in den Zellen auslösen
(Foto: Luboslav Ivanko via Dreamstime)
Gamma-(γ)-Strahlung
Gamma-(γ)-Strahlung
Gammastrahlen durchdringen unseren Körper, wobei sie sich abschwächen. Auch sie können Veränderungen in den Zellen auslösen. Mit einer Abschirmung aus einigen Zentimetern Eisen oder wenigen Metern Beton kann man die durchdringende Gamma-Strahlung abschirmen.
(Foto: Maria Tergoyeva via Dreamstime)
Die Strahlendosis
Die Dosiseinheit, die alle diese Faktoren berücksichtigt und Auskunft über die biologische Wirksamkeit einer Strahlendosis gibt, ist das Sievert (Sv). Die gleiche Anzahl Sievert bedeutet das gleiche Risiko, beispielsweise an Krebs zu erkranken. Strahlendosen werden in der Regel in Millisievert (mSv = ein tausendstel Sievert) oder in Mikrosievert (μSv = ein millionstel Sievert) angegeben
(Foto: 7active Studio via Dreamstime)
Fazit und weiterführende Infos
FazitStrahlenrisiko in der Schweiz sehr klein
Eine geringe Menge an natürlicher Radioaktivität kommt überall vor – in unserem Essen, in unserer Atemluft und in unserem Körper. Der grösste Teil der Strahlendosis in der Schweiz stammt aus natürlichen Quellen, wobei natürliches Radongas eine wesentliche Rolle spielt.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) stuft das Strahlenrisiko in der Schweiz aufgrund natürlicher und künstlicher Quellen als sehr klein ein. Nichtsdestotrotz: Radioaktivität kann gefährlich sein, insbesondere dann, wenn wir in kurzer Zeit einer sehr hohen Strahlendosis ausgesetzt sind. Unser Körper besitzt aber sehr effiziente Reparaturmechanismen, um mit kleinen Strahlendosen umgehen zu können.
(Foto: Sara Dubler via Unsplash)
Stand der Entdeckungsreise Strahlung: April 2023
Links zu weiteren Fakten zu Strahlung und Radioaktivität
Informationen des Nuklearforums ...
... zu Themen wie friedliche Nutzung der Kernenergie, Kernkraftwerke, radioaktive Abfälle und Radioaktivität
Ungewohntes zur Strahlung in 100 Sekunden
Erklärvideo des Nuklearforums
Berühmte Wissen-schaftlerinnen
Artikel des Magazins Geo.de
Strahlung und Radioaktivität
Informationen des Bundesamts für Gesundheit (BAG)
Jahresberichte Umwelt-radioaktivität
Informationen des Bundesamts für Gesundheit (BAG)
Strahlenbelastung durch natürliches radioaktives Radon
Informationen des Bundesamts für Gesundheit (BAG)
Radioaktivität und Strahlenschutz
Fachbroschüre von Kern.de als PDF
Messwerte zur Radioaktivität
Jahresberichte Umwelt-radioaktivität
Entstehung und medizinische Anwendungen
Erklärvideo zur Radioaktivität des Paul Scherrer Instituts (PSI)
Faktenblätter zur Strahlung
«Strahlenschutz KOMPAKT» des Fachverbands für Strahlenschutz e.V. als PDF
Umgang mit Radioaktivität
Broschüre des Forums Vera als PDF